Anmerkung zu Frenzel, Die Korrektur der Klausur und ihr Wert – eine Handreichung für Studenten und Korrektoren, ZJS 2011, 327.
Bei der Aufarbeitung einiger Aufsätze (die, die man sich unbedingt noch durchlesen wollte) fiel mir der Aufsatz (mit einem vielversprechenden Titel) von Frenzel in die Hände. Für Studenten kann ich die Lektüre nur empfehlen. Es wird einerseits vielschichtig argumentiert, warum man sich auf jeden Fall (!) mit einer Korrektur auseinander setzen sollte (S. 328f.), aber auch wie (S. 329). Vor allem bei Letzterem ist man als Student manchmal hilflos, unabhängig von der Qualität der Korrektur und des Lösungsvorschlages. Schließlich ist aus der Sicht des Korrektors erfreulich, dass der Verfasser in dessen Welt, mit ihren Zeit- und Sachproblemen einführt (S. 329f.).
Worauf aber Frenzel leider nicht eingeht, was aber für die Beziehung zwischen Klausurbearbeiter und -korrektor bedeutend ist, ist die Psychologie des Letzteren. Es existieren nämlich einige Regeln, die bei entsprechender Betrachtung sich positiv auf den Korrektor und damit auch auf die Endnote auswirken können.
1. Form
Das sollte man eigentlich schon in der Schule gelernt haben. Eine Klausur sollte sauber gegliedert sein (z.B: für das Strafrecht: Tatkomplexe, Delikte etc., die mit A., I., 1., a. etc. beginnen). Zwischenüberschriften sind nie verkehrt (obj. Tatbestand, subj. Tatbestand). Auch mit Absätzen sollte man nicht geizen. Sie helfen dem Leser der Gedankenstruktur zu folgen. Und übrigens, der Gutachtenstil gilt nicht nur für das erste Semester. Schließlich sollte auch stets der Korrekturrand eingehalten und die Rückseite des Blattes nicht beschrieben werden.
2. Schlüsselbegriffe
Wie Frenzel zutreffend festgestellt hat, unterstreicht der Korrektor gerne, oder setzt Häckchen (S. 330f.). Am liebsten macht er das, wenn er die Schlüsselbegriffe liest („gekreuzte Mordmerkmale“, „beiderseits zu vertretende Unmöglichkeit“, „Adressatentheorie“). Dies vermittelt ihm das unbewusste Gefühl, dass die Klausur im Kielwasser der Lösung fährt und manch Ungenauigkeit wird dann milder bewertet. Am erfolgreichsten wirkt sich dies auf den müden und genervten Korrektor aus.
3. Drama, Baby!
Es gibt nicht schlimmeres, als immer dieselben Sätze und Ausführungen zu lesen. Dieser Déjà-vu Effekt wirkt sich verständlicherweise negativ auf die Laune und Aufmerksamkeit des Korrektors und damit auch auf die Bewertung aus. Darum sollte der Klausurbearbeiter stets auf den Spannungsbogen achten. Dies gilt vor allem für Schwerpunkte der Klausur und Meinungsstreitigkeiten. Der Korrektor sollte langsam zum Problem hingeführt werden und mit Sätzen wie „grundsätzlich würde die Voraussetzungen vorliegen“ Spannung aufbauen. Der Leser würde idealerweise mitfiebern und sich fragen, ob der Bearbeiter das Problem noch erkennen wird. Und dann kommt die Klimax und der Bearbeiter breitet das Problem souverän aus. Darum sollte man auch beim Meinungsstreit auf den richtigen Aufbau achten (z.B. schwächste Argumente zuerst), aber das kennt man ja auch aus der Mittelstufe, oder…?
Diese Hinweise können zwar Wissenslücken nicht kaschieren, aber zumindest den Korrektor glücklich machen und für ein paar Punkte mehr sorgen.
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